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Freitag, 10. Februar 2023

Alles hat seinen Grund...

 Das waren sehr oft die Worte meines  geliebten und leider viel zu früh verstorbenen Vaters.  Warum mir das gerade jetzt einfällt? Folgendes geschah gestern: Ich benötigte einen Termin bei meinem Hausarzt wegen meiner allgemeinen Verfassung, wegen Fragen, die meinen kranken Mann betreffen  und wegen einer Überweisung zur Pulmologin. 



Die Uhr zeigte 11 Uhr an. Ich wollte das Telefonat schnell erledigen, bevor ich 13 Uhr das reparierte Auto aus der Werkstatt abholen musste. Seit Dezember ist mein Mann nun wieder zuhause, doch er ist nicht in der Lage, Auto zu fahren oder selbstständig etwas zu erledigen. Notgedrungen musste ich wieder chauffieren. Das Auto brauchte ich dringend, weil wir am  Nachmittag zur Beerdigung eines sehr guten Freundes in den  Nachbarort  fahren wollten. 

Ausgerechnet die Schwester nahm meinen Anruf entgegen, die bei aller Kompetenz immer einen recht ruppigen Ton drauf hatte. Ich bat sie also  um einen baldigen Termin. Sie schlug mir 12 Uhr vor. Ich hingegen lehnte ab, musste ablehnen wegen des Autos. Sie : Also ich denke, Ihnen geht es nicht gut, dann kommen Sie hierher und lassen das Auto wo es gerade ist.

Ich versuchte zu erklären, wie alles zusammen hängt und eigentlich weiß sie ja, dass mein depressiver Mann mir halt doch mehr oder weniger am "Rockzipfel" hängt. Ich war den Tränen nahe. Er kann ja nichts dafür. Und er ist mein Mann. Höhen und Tiefen haben wir zusammen bewältigt und sind nun- ich glaube es manchmal selbst nicht- 59!!!!!!!- Jahre verheiratet.  Sie spürte wohl selbst, dass sie sich im Ton und in der Wortwahl vergriffen hatte und gab den Hörer weiter. 

Heute 9.30 war dann mein Termin. Und so lief er ab: Nach der üblichen Begrüßung, ich hatte meinen Mantel noch gar nicht richtig ausgezogen, sah ich "sie". Ich sprach sie an und  bat  um ein Gespräch. Sie meinte: "Ich möchte auch mit Ihnen reden, gehen Sie bitte ins Zimmer 1, ich komme sofort."

Sie kam auch sofort, zuerst mit einer Entschuldigung wegen ihrer gestrigen Reaktion , dann mit der Bitte, das Folgende, was sie mir sagen möchte,  nicht übel zu nehmen . Dann erklärte sie mir, dass sie mich nun seit vielen Jahren kennt, und sogar( was ich nicht wusste) aus der Zeit, als ich noch im Nachbarort wohnte und mitten im Lehrerleben stand . Ich sollte ihre Offenheit bitte nicht übel nehmen, aber:" Da waren Sie eine ganz andere Person. Aufrecht gehend, immer lächelnd und optimistisch schauend...Und  jetzt? Meinen Sie, dass es Ihrem Mann hilft, wenn Sie nichts für sich tun und schließlich "am Boden" liegen?"

Nun gut, damals  hatte ich keinen Brustkrebs und mein Mann hatte in dieser Zeit seine Depression vollständig im Griff. Wir führten eine einigermaßen intakte Ehe und ich begann damals zu malen und zu schreiben. Unser Beruf war uns beiden sehr wichtig, Er füllte uns aus und machte uns glücklich.

 Aber im Grunde genommen hatte sie recht. Genau das Gleiche oder Ähnliches haben mir  meine Töchter und meine 2 Freundinnen schon so oft gesagt! Und ihr hier ebenfalls, als ich noch fleißige Bloggerin war im letzten Jahr.

Nachdem ich auch noch mit meinem Hausarzt über alles, was mich bewegt, gesprochen hatte, ging ich sehr nachdenklich nach Hause. Und bin es noch. 

Alles hat seinen Grund, ja, geliebter Vater, du hattest recht. Nun liegt es an mir.....?? Nicht nur, aber in erster Linie  muss ich was tun. Wieder ins Fitnessstudio gehen zum Beispiel. Und mich mit meiner Freundin treffen ohne schlechtes Gewissen. . . 

So, und jetzt nach einem Spaziergang backe ich einen Kuchen. Unsere Jüngste (ist aber auch schon 49, grins ) mit Familie kommt zu Besuch aus Leipzig :) ♥♥♥

4 Kommentare:

  1. Ach menno, ruppige Schwestern gibts wohl immer wieder. Ich erinnere mich an DDR-Zeiten und die Frauenklinik... da gabs nur Vormittagstermine und die "supernette" Schwester Monika (wird längst gestorben sein), die mich um 10:00 bestellte. Auf meinen Einwand, ich sei Postfrau und könne nicht am andern Ende der Stadt meinen Karren stehn lassen um mal fix zum Arzt zu gehn, ranzte sie mich an: wenn sie nicht vormittags kommen können, dann sind sie auch nicht krank!
    Die hat sich nie entschuldigt... und mit Arztbesuchen hab ich bis heute kein Glück, steht grad wieder in meinem Blog...mir gehts grad auch nicht so super. Aber das ist wohl normal, wenn man älter wird, wurde mir zumindest so gesagt, seufz!
    Halt die Ohren steif, wir sprachen grade beim Mittagessen von Dir und ich lese Dein Büchlein...
    Herzliche Grüsze von uns beiden
    Agnes

    (sorry, ich kann mich offenbar nicht ins Googlekonto einloggen - jetzt geht der Anonym-Zirkus bei mir auch los, bisher betraf es mehr sdie andern Blogger:innen)

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  2. Ach liebe Agnes, mir klingeln die Ohren, wie schön, von dir zu lesen, wenn es auch nicht gerade etwas Gutes ist. ich schau dann gleich in deinen Blog. Ich schick dir eine liebe Umarmung und grüße alle, die noch am Mittagstisch sitzen .) ♥♥♥

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  3. Ich muss schon sagen: ich finde es grossartig von dieser Frau, dass sie dich so direkt angesprochen hat. Denn sie hat absolut Recht: nur wer zu sich selber Sorge trägt, den eigenen Bedürfnissen Raum lässt und diese auch vertritt, nur der kann für andere da sein. Wie oft habe ich in meinem Beruf erlebt, dass Familienmitglieder sich für ihre Lieben völig aufgegeben haben und schlussendlich selber, auf Knien kriechend, um ärztliche Hilfe gebeten haben! Also sorge dafür, dass du selber nicht "untergehst"- bei aller Liebe zu deinem Mann. Denn dann ist wirklich keinem mehr geholfen....
    Und zum Verhalten dieser med. Angestellten: natürlich geht das nicht. Trotzdem kann ich sie sehr gut verstehen. Selber als MTA bald 40 Jahre im Beruf weiss ich, wie anstrengend dieser Job ist und wie anspruchsvoll, um nicht zu sagen anmassend, manche Patienten. Da legt man sich mit der Zeit schon ein dickeres Fell zu und lässt sich auch nicht mehr alles gefallen. Ich kenne ihre Warte, ich verstehe aber auch deine Situation absolut und möchte mich nicht falsch verstanden wissen!
    Sorge dafür, dass es auch deiner Seele gut geht- und ein schlechtes Gewissen ist in diesem Fall so gar nicht angebracht.....
    Liebe Grüsse!

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    1. Hallo Frau Hummel, du hast absolut recht und ich kann die Krankenschwester auch sehr gut verstehe. Nur im ersten Moment war ich halt den Tränen nahe, fühlte mich unverstanden und getroffen. Ja, sie hatte ins Schwarze getroffen oder auch-mich ins Herz getroffen. Zu Recht!! Ganz liebe Grüße an dich!

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