Das waren sehr oft die Worte meines geliebten und leider viel zu früh verstorbenen Vaters. Warum mir das gerade jetzt einfällt? Folgendes geschah gestern: Ich benötigte einen Termin bei meinem Hausarzt wegen meiner allgemeinen Verfassung, wegen Fragen, die meinen kranken Mann betreffen und wegen einer Überweisung zur Pulmologin.
Die Uhr zeigte 11 Uhr an. Ich wollte das Telefonat schnell erledigen, bevor ich 13 Uhr das reparierte Auto aus der Werkstatt abholen musste. Seit Dezember ist mein Mann nun wieder zuhause, doch er ist nicht in der Lage, Auto zu fahren oder selbstständig etwas zu erledigen. Notgedrungen musste ich wieder chauffieren. Das Auto brauchte ich dringend, weil wir am Nachmittag zur Beerdigung eines sehr guten Freundes in den Nachbarort fahren wollten.
Ausgerechnet die Schwester nahm meinen Anruf entgegen, die bei aller Kompetenz immer einen recht ruppigen Ton drauf hatte. Ich bat sie also um einen baldigen Termin. Sie schlug mir 12 Uhr vor. Ich hingegen lehnte ab, musste ablehnen wegen des Autos. Sie : Also ich denke, Ihnen geht es nicht gut, dann kommen Sie hierher und lassen das Auto wo es gerade ist.
Ich versuchte zu erklären, wie alles zusammen hängt und eigentlich weiß sie ja, dass mein depressiver Mann mir halt doch mehr oder weniger am "Rockzipfel" hängt. Ich war den Tränen nahe. Er kann ja nichts dafür. Und er ist mein Mann. Höhen und Tiefen haben wir zusammen bewältigt und sind nun- ich glaube es manchmal selbst nicht- 59!!!!!!!- Jahre verheiratet. Sie spürte wohl selbst, dass sie sich im Ton und in der Wortwahl vergriffen hatte und gab den Hörer weiter.
Heute 9.30 war dann mein Termin. Und so lief er ab: Nach der üblichen Begrüßung, ich hatte meinen Mantel noch gar nicht richtig ausgezogen, sah ich "sie". Ich sprach sie an und bat um ein Gespräch. Sie meinte: "Ich möchte auch mit Ihnen reden, gehen Sie bitte ins Zimmer 1, ich komme sofort."
Sie kam auch sofort, zuerst mit einer Entschuldigung wegen ihrer gestrigen Reaktion , dann mit der Bitte, das Folgende, was sie mir sagen möchte, nicht übel zu nehmen . Dann erklärte sie mir, dass sie mich nun seit vielen Jahren kennt, und sogar( was ich nicht wusste) aus der Zeit, als ich noch im Nachbarort wohnte und mitten im Lehrerleben stand . Ich sollte ihre Offenheit bitte nicht übel nehmen, aber:" Da waren Sie eine ganz andere Person. Aufrecht gehend, immer lächelnd und optimistisch schauend...Und jetzt? Meinen Sie, dass es Ihrem Mann hilft, wenn Sie nichts für sich tun und schließlich "am Boden" liegen?"
Nun gut, damals hatte ich keinen Brustkrebs und mein Mann hatte in dieser Zeit seine Depression vollständig im Griff. Wir führten eine einigermaßen intakte Ehe und ich begann damals zu malen und zu schreiben. Unser Beruf war uns beiden sehr wichtig, Er füllte uns aus und machte uns glücklich.
Aber im Grunde genommen hatte sie recht. Genau das Gleiche oder Ähnliches haben mir meine Töchter und meine 2 Freundinnen schon so oft gesagt! Und ihr hier ebenfalls, als ich noch fleißige Bloggerin war im letzten Jahr.
Nachdem ich auch noch mit meinem Hausarzt über alles, was mich bewegt, gesprochen hatte, ging ich sehr nachdenklich nach Hause. Und bin es noch.
Alles hat seinen Grund, ja, geliebter Vater, du hattest recht. Nun liegt es an mir.....?? Nicht nur, aber in erster Linie muss ich was tun. Wieder ins Fitnessstudio gehen zum Beispiel. Und mich mit meiner Freundin treffen ohne schlechtes Gewissen. . .
So, und jetzt nach einem Spaziergang backe ich einen Kuchen. Unsere Jüngste (ist aber auch schon 49, grins ) mit Familie kommt zu Besuch aus Leipzig :) ♥♥♥