Der erste Teil ist geschafft:
- Gewebeprobe entnommen,
- nochmalige Mammografie und Ultraschall,
- Gespräch mit dem sehr sympathischen kompetenten Chefarzt des Brustzentrums vom Waldklinikum über den weiteren Verlauf.
Der erste Teil ist geschafft:
....und übermorgen ist schon der 1. März- es geht also aufwärts in der Natur.
Daher poste ich heute zum Sonntag mal Blumenbilder, die in meinem Herbstleben-Buch zwischen den Geschichten und Gedichten zu finden sind: und daraus ein Gedicht.
Es ist Samstag und der Tag der ersten Entscheidung rückt greifbar näher. Hans ist seit Dienstag wieder zuhause. Doch er ist schwach und unsicher, nicht nur auf den Beinen
Ich muss ihm Mut zusprechen, muss aber auch mir Mut zusprechen. Schwer.....doch ich habe bisher noch genügend Kraft.
Heute richte ich ihm ein Smartphone ein, bisher hatte er nur so ein Billigding, mit dem man nicht einmal Nachrichten austauschen konnte. Aber wenn ich in die Klinik muss, möchte ich doch mit ihm kommunizieren können. Daher diese Aktion.
Unsere Kinder mussten mit ihm nicht nur ein ernstes Wort reden, weil er der Meinung war- jetzt ist er geheilt- hat keine Depressionen mehr- und nun kann er alle Tabletten absetzen!!! Wenn er das tut, wird er wieder in der Psychiatrie landen. Noch einmal das alles- bitte nicht.
Ansonsten schaue ich nach vorn. Ich jammere nicht. Ich nehme an, was auf mich zukommt. Noch ist ja nichts verloren. Montag 8 Uhr gehe ich den ersten Schritt nach Gera in das Brustzentrum.
Wie die weiteren aussehen, werde ich aber sicher erst wissen, wenn die Gewebeprobe untersucht wurde.
Überschattet wird mein Problem durch die Geschehnisse in der Ukraine...............................................
hoffentlich kommt der Herr dort in Russland zur Vernunft............................
Die Zeit, die sonst viel zu schnell verfliegt hat sich in eine Schnecke verwandelt. Eine träge Schnecke.
Doch, da muss ich durch. Noch 6 Tage, dann weiß ich mehr. Dann weiß ich, was auf mich zukommt. Ahnungen habe ich jetzt schon und ich habe mich auf auf alle Eventualitäten eingestellt.
In ein paar Stunden kommt mein Mann nach Hause. Seit Anfang Oktober war er in Stadtroda in der Psychiatrie. Eingeliefert mit Suizidgedanken. Gerade da als ich meine erste Tumor-OP hatte, die zum Glück gut verlief. Unsere große Tochter aus Berlin war bei ihm und dann auch bei mir, als ich wieder zu Hause war. Sie durfte ihr Home-Office eine Weile hier in Zeulenroda ausüben und nahm dann auch noch ihren Urlaub. Welch Glück für uns!
Sie war mir eine große Hilfe, genau wie unsere Jüngste aus Leipzig, die mich mehrmals besuchte und verwöhnte. Sie wird mich und meinen Mann auch am 28. in das Brustzentrum nach Gera fahren. Falls nötig , hilft auch unser Sohn.
In den letzten Tagen durchlebte ich die unterschiedlichsten Gefühle: Angefangen mit Verzweiflung, Wut, das große Warum ich gerade, was habe ich falsch gemacht, dass es soweit kam, aufflammende Hoffnung, Annehmen des Tumors- des kleinen Tumis......
Ja, ich gebe dem Tumor keine negativen Schimpfworte. Ich versuche mit ihm zu "sprechen". Genau wie der Tinnitus eine Bedeutung für mich hatte, so muss das auch dieses mal sein. Ich muss mein inneres Kind wieder annehmen, muss mir verzeihen und den Menschen die mir bewusst oder unbewusst weh getan haben.
Ich habe Schuldgefühle. Immer noch, wenn ich an den Tod unsere kleinen Sabine denke. Warum habe ich nichts gehört, warum ist sie gestorben? Wenn ich an diesem Tag wie abgesprochen zu meinen Eltern gefahren wäre, wäre es dann nicht passiert? Ich habe mich gehasst, mich jahrelang bestraft. Doch wofür eigentlich?
Ich habe jetzt wieder verstärkt mit Meditieren begonnen, auch das hilft mir ruhig zu werden. Das hatte ich vernachlässigt. Ich will auch meine Wut relativieren, die ich auf das Gesundheitswesen hatte. Ich war ja sozusagen keine Frau mehr nach meinem 69. Geburtstag. Mit 70 bekommt man keine Mammografie mehr, man ist also sozusagen schon zum Abdanken verurteilt. Eines tue ich auf jeden Fall: Ich schreibe dem Gesundheitswesen , vielleicht dann noch eine Petition? Mal schaun.
Oh, jetzt kommt mein Mann eben nach Hause! Diese Woche bis zur Biopsie am 28.2. werde ich für ihn da sein, ihn etwas "fett" füttern, er ist vom Fleische gefallen, hat 15kg abgenommen. Ich werde seine Lieblingsgerichte kochen. Aber danach - werde ich wohl Hilfe benötigen.
Meine Zeit mit TUMI
Tumi ist kein kleiner Junge, und er
ist auch nicht klein im Verhältnis gesehen zu dem Ort, wo er sich wohnlich
niedergelassen hat. Und er ist auch nicht lieb und kuschelig. Ich will mit
ihm reden, ihn fragen, warum er sich bei mir eingenistet hat. Und eventuell einen Kompromiss mit ihm abschließen.
Tumi ist der Tumor, den ich
ertastete und der mein Leben mit einem Schlag geändert hat.
Weil mir Schreiben schon immer half,
Ereignisse aufzuarbeiten, will ich auch jetzt versuchen, meine Ängste, meine
Gedanken und alles, was auf mich zukommt, niederschreiben.
Mittwoch, 09.Februar
Es sind Winterferien und ich habe in
dieser Woche keine Nachhilfe bei meinen drei Schülern. Ich freue mich auf den
Tag und nehme mir vor, ein wenig mit dem Auto unterwegs zu sein, um dabei
gleichzeitig einige Einkäufe zu erledigen.
Erst einmal in Ruhe duschen und das neue
Duschbad ausprobieren und dann die neue Körperlotion benutzen. Das sind alles
kleine Freuden, die mir helfen, darüber hinwegzukommen, dass ich allein bin,
weil sich mein Mann Hans seit letztem Oktober in der
Psychiatrie aufhält.
Beim Eincremen schau ich in den Spiegel
und erschrecke. Was ist das da an meiner rechten Brust? Eine Delle oberhalb der
Brustwarze. Panik überfällt mich. Ich renne in mein Zimmer zum Telefon
Vor Aufregung finde ich die Telefonnummer
meiner Frauenärztin nicht auf dem Display. Schnell das Notizbuch öffnen,
schnell schnell! Doch es fällt mir aus der Hand. Endlich, hier ist die
Telefonnummer. Ich wähle und versuche normal zu sprechen und nicht zu weinen.
Die Schwester sagt: „Kommen Sie gleich nach der Sprechstunde 11.30 hier her in
die Praxis“.
Es ist 9 Uhr und die Zeit schleicht dahin
wie eine Schnecke. Wie eine Nacktschnecke. Ich zwinge mich, erst einmal etwas
zu essen und einen Tee zu trinken. Ich laufe in der Wohnung herum, räume auf,
sauge Staub, das alles nur, damit die Zeit vergeht. Mehrmals zum Fenster
hinausschauen, wozu eigentlich? Da ist kein Befund zu sehen und es wartet auch
keine Fee darauf, mich zu erlösen.
Endlich! Es ist kurz vor 11 Uhr, ich laufe
los. Knapp 25 Minuten benötige ich immer, wenn ich in unsere Kleinstadt laufe,
fünf etwa mit dem Auto, aber dazu bin ich wohl jetzt nicht in der Lage. Ich wiederhole
unentwegt den Wortlaut meiner Meditation. Doch es nützt nichts.
Ziemlich außer Atem und angsterfüllt
betrete ich die Praxis. Die Schwester begrüßt mich. „Ich nehme Sie
gleich mit“. Eine Patientin im Warteraum schaut mich verwundert an, vielleicht denkt
sie, nanu, ich bin doch erst an der Reihe. Gern würde ich jetzt mit ihr
tauschen.
Meine Ärztin kenne ich schon viele Jahre
und ich habe totales Vertrauen zu ihr. Sie untersucht zuerst einmal die unteren
Regionen. „Da ist alles in Ordnung“ meint sie. Und dann „Nun machen Sie mal die
Brust frei.“ Schon ihr Blick sagt mir alles. Und dann das schweigende Abtasten.
„Ich schicke Sie zur Mammografie, kommen Sie, setzen Sie sich erst mal, die
Schwester ruft gleich in der Radiologie an.“
Mein Herz klopft laut und ich ahne, dass
da etwas Schlimmes auf mich zu kommt. Ich weiß nicht, wie ich nach Hause
gekommen bin. Die Tür aufschließen, jetzt kann ich erst mal heulen.
Ich beschließe, meinen drei Kindern die Mitteilung über die bevorstehende Mammographie zu machen. Zuerst dachte ich-
lieber nicht, sie haben doch ihre eigenen Probleme. Dann schickte ich ihnen
über Threema eine kurze Mitteilung. Meinem Mann sage ich noch nichts es gibt immerhin
noch eine Chance, dass alles ein Irrtum ist.
Montag, 14. Februar
Heute ist der Tag, an dem ich eigentlich
zu meinem Mann in die Klinik fahren wollte. Ich wollte mich mit ihm und seiner
Psychologin treffen, um alles zu besprechen, wie es weitergeht, wenn er
entlassen wird. Gestern fuhr ich die Strecke zur Hälfte schon einmal ab, weil
ich wegen meiner Doppelsichtigkeit 4 Jahren nicht am Steuer saß.
Nun habe ich stattdessen einen
Mammografie-Termin in der Radiologie in Greiz. Meine Töchter bitten mich
inständig, nicht mit dem Auto zu fahren. Ich rufe also ein Taxi. Vielleicht
haben sie recht, ich weiß ja nicht, wie die Diagnose ausfällt und dann fahre
ich unsicher.
Ich musste nicht lange warten, und als ich
den Fragebogen ausgefüllt hatte, wurde ich schon aufgerufen. Die Ärztin sagte
es mir dann auf den Kopf zu: „Es sieht nicht gut aus, es ist höchstwahrscheinlich
ein bösartiger Tumor. Allerdings Genaues erfahren Sie erst durch die Biopsie.
Ich schicke den Bericht sofort zu Ihrer Frauenärztin. Und ich wünsche
Ihnen natürlich alles Gute“
Dann sprach sie noch beruhigend auf mich
ein, erzählt etwas von den Erfolgschancen beim Stand der heutigen Medizin. Und
vom positiven Denken.
Ich weiß nicht, wie ich aus der Radiologie
hinausgekommen bin. Es war kalt und windig. Nun muss ich erst einmal ein Taxi
rufen. Erster Versuch- kein Auto frei, zweiter Versuch das Gleiche. Dritter Versuch-
ich flehe das Unternehmen regelrecht an- und nach 10 Minuten draußen in der
Kälte- die ich gar nicht richtig spüre- kommt das Taxi.
Inzwischen ist es 14 Uhr und ich weiß, ich
kann meine Frauenärztin nicht mehr erreichen, denn ihre Sprechstunde ist zu Ende.
Also warten.
Dienstag,15.Februar
Ich versuche eine Stunde lang vergeblich,
eine Verbindung zu bekommen. Meine Tochter ruft von Berlin aus an, bekommt
natürlich gesagt, dass am Telefon keine Auskunft gegeben wird. Ich möchte bitte
nach der Vormittagssprechstunde kommen.
Und wieder warten warten.
Ich sitze im Behandlungszimmer und warte.
Meine Frauenärztin spricht mit mir, erklärt den Befund. Eines begreife ich: 95%
bösartige Tumorrealität, 5 % Hoffnung auf einen Irrtum.
Meine Töchter, auch mein Sohn,
meine Freundinnen hier im realen Leben und in Secondlife sind für mich
da.
Meinem Mann habe ich es nun gesagt. Er hat
es einigermaßen gefasst aufgenommen und bedauert, dass er jetzt nicht bei mir
sein kann. Hoffentlich hat er die Kraft, mit all dem umzugehen.
Hoffentlich wird er nicht wieder so krank wie im Oktober.
Nicht genug, dass das vergangene Jahr reich an OPs und Krankenhausaufenthalten war-
dass mein Mann seit Oktober letzten Jahres mit massiven Depressionen in einer psychiatrischen Klinik war und auch noch dort ist-
nicht genug, dass man mir einen Tumor entfernt hatte, der sich zwischen Lunge und Herz versteckt hatte- und von Corona ganz zu schweigen-
nun noch diese Hiobsbotschaft. Mammografie ist heute angesagt. Meine Töchter bestanden darauf, dass ich nicht selbst mit dem Auto dort hin fahre. Ich musste versprechen, ein Taxi zu nehmen , und damit ich ja nicht ihren Wunsch ignorierte, überwies mir unsere große Tochter gleich einen Betrag aufs Konto- sozusagen das Taxigeld .
Nun bibbere ich, was da auf mich zukommt. Positiv denken..postiv denken.......
In 2 Stunden kommt das Taxi. In drei Stunden weiß ich mehr. Sicher noch nichts ganz Genaues, ich muss danach sicher in ein Brustzentrum, Gewebeprobe nehmen lassen und den Befund abwarten. da ich nicht privatversichert bin wird das dauern....
Eigentlich wollte ich heute meinen Mann besuchen, ein Gespräch mit den Ärzten führen und eine wieder gefundene Schulfreundin besuchen...
aber - erstens kommt es anders, zweitens , als man denkt.
Ich denke positiv........................................................................